Wie aus einer Idee ein Radwander-Paradies wurde

Wie aus einer Idee ein Radwander-Paradies wurde. Wie so oft, war auch die Herzroute mehr eine Flause als eine solide Geschäftsidee. Die Faszination, «die beste aller möglichen Routen» durch die Schweiz zu legen, liess Initiant Paul Hasler nicht mehr los, nachdem er in Frankreich und den USA viele tolle Erfahrungen gesammelt hatte. Aber die Schweiz, so schien es ihm, ist noch eindrücklicher, vorausgesetzt, man weiss wo man durchfahren muss.

1989 - Entstehung des Konzeptes

Spätestens nach der Durchquerung der USA auf dem Velo wusste Projektinitiant Paul Hasler, dass die Schweiz eine «Herzroute» braucht, ein Portrait dieses kleinen Landes, das aufgrund seiner Kultur und Vielseitigkeit die USA an Grösse übertrifft.

2003 - Erstes Stück Herzroute

Das Umsetzen von Visionen hat Tradition im Emmental. Es kann daher nicht verwundern, dass ausgerechnet hier die erste Etappe der Herzroute entstehen konnte. Anlässlich des Gedenkjahres «Bauernkrieg 1653» wurde die Etappe von Lützelflüh (bei Burgdorf) bis Willisau eröffnet. Da die Finanzen nicht für eine Beschilderung reichten, wurde der Weg über ominöse Bodenmarkierungen und einen Fotoroman im Begleitprospekt beschrieben.

2004 - Erster FLYER auf der Herzroute

Auch der FLYER, dieses damals noch utopische E-Bike Projekt, stammt aus dem Emmental. Man hielt es für eine idealistische Spinnerei ohne viel Alltagsnutzen. Die FLYER-Macher um Kurt Schär aber waren anderer Meinung. Mehr noch: Ausgerechnet im Tourismus ortete man ein Potential für die neuen Genussräder. Mit 2 mietbaren FLYERN wurde 2004 ein Versuch gestartet. Ergebnis: Die Herzroute, die Hügel und die FLYER sind seither enge Freunde.

2006 - Echte Schilder, eigene Nummer

Nachdem die Herzroute ihre Kuriosität etwas verloren hatte und sich zum erfolgreichen Tourismusprojekt mauserte, war die Integration ins Veloland Schweiz angesagt. Konkret mussten ordentliche Schilder her und eine Nummer gefunden werden, die dieser besonderen Strecke entspricht. Da kam die 99 gerade recht. Dank dem neuen Partner Visana gelang dieser Schritt in die Liga der «echten» Veloland-Routen.

2010 - Drei zusätzliche Etappen

Die Rückmeldungen auf die Herzroute waren so positiv, dass die Zeit reif schien, um über den ursprünglichen Traum wieder zu reden: Die Schweiz auf der schönstmöglichen Strecke zu erleben und zu geniessen. Dazu wurden im Jahr 2010 drei weitere Etappen nach Westen angefügt, die keine Wünsche offenliessen und neue Highlights boten: Laupen - Thun mit seiner grandiosen Passage über den Längenberg, Thun - Langnau als «Königsetappe» mit der atemberaubenden Seesicht, Langnau - Burgdorf als Gourmetangebot für Emmental-Fans.

2011 - Eröffnung Willisau - Zug

Eine wahre Meisterleistung stellt die Etappe Willisau - Zug dar, dies gelang nur dank Einsatz aller Kräfte. 100 Grundeigentümer von Strassen-Abschnitten mussten kontaktiert und um Einwilligung gefragt werden. Sogar eine 800m lange neue Passage durch bisherige Kuhweiden wurde geschaffen und bietet nun einen Fahrgenuss von höchster Qualität. Kuriosium: Sogar 3km Kanton Aargau werden beehrt. Wissen Sie wo?

2012 - Erweiterung in die Romandie

Ein Schweiz-Portrait ohne Romandie? Unmöglich (ohne Tessin eigentlich auch nicht). Mit den beiden Etappen Lausanne - Romont und Romont - Laupen hat die Herzroute einen fulminanten Abschluss nach Westen gefunden. Wer einmal die letzten Kilometer durch die Rebberge des Lavaux Richtung Genfersee gefahren ist, wird den anschwellenden Patriotismus kaum mehr los. Seit 2012 ist die Herzroute bilingue und überwindet lustvoll den Röstigraben.

2013 - 10 Jahre Herzroute

Wie die Zeit vergeht! Und die Herzroute hat bereits Tourismus-Geschichte geschrieben. Sie ist das erfolgreichste Radwanderprojekt für E-Bikes, ein Farbtupfer im Veloland Schweiz und gemäss der NZZ bereits «legendär». Sogar die New York Times widmete ihr volle drei Seiten in ihrer Tourismusbeilage. Der Ansporn für die Vollendung ist also da.

2015 - Der Sprung in die Vollendung

Was lange währte, wurde endlich gut. Mit einem Sprung komplettierte sich die Herzroute im Frühling 2015 von Zug bis an den Bodensee. 6 Kantone spannten zusammen, um die 300 Kilometer anzufügen, die noch gefehlt hatten. Damit kamen so famose Regionen wie Einsiedeln, Zürichsee, Toggenburg und Appenzellerland hinzu. Damit wurde die Herzroute zu dem, was sie schon immer sein wollte: Das schönste Schweiz-Portrait, das es gibt.

2016 - Die «Herzschlaufe Seetal» entsteht

Geboren aus einer Projektidee der Region Seetal entwickelte die Herzroute eine massgeschneiderte Rundstrecke durch das Luzerner und Aargauer Seetal, die auf 114 Kilometern durch die schönsten Obsthaine, Seenlandschaften und Höhenzüge der Schweiz führt. Auf den zwei Tagesetappen der Veloland-Route 599 erleben Gäste die genannten Kantone auf eine völlig neue, grandiose Art. Nicht weniger als 9 Schlösser säumen dabei die Strecke!

2018 - «Herzschlaufe Napf» setzt neue Massstäbe

Die Rundstrecke um den Napf fordert dem Gast alles ab, beschenkt ihn aber auch mit dem Besten, was man derzeit im Velosattel erleben kann. Der wilde Ritte um den Hügelkraken mitten in der Schweiz hört auf den Namen 399 und umfasst 150 Kilometer und 4000 Höhenmeter. Die drei Tagesetappen führen einmal rundherum und zeigen so spannende Gegenden wie den Oberaargau, das Emmental, das Entlebuch und das Willisauerland.

2019 - Die «Herzschlaufe Sense» touchiert die Romandie

Im wenig bekannten Sensegebiet, dem deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg, lässt es sich famos radfahren, vorausgesetzt, man weiss, wo es lang geht. Seit dem Frühling 2019 ist das nun klar: Auf der Herzschlaufe Sense, einer 72 Kilometer langen Rundtour mit der Nummer 299. Man folgt ab Laupen der ansteigenden Landschaft, die bis in die Voralpen führt und rollt danach wieder genüsslich zurück. Die Rundstrecke verzaubert durch ihre üppigen Landschaften, die reichhaltige Sakralkultur und das Nippen an den wilden Abgründen der Senseschlucht.

2021 - Auf der «Herzschlaufe Burgdorf» in den «Hügu Himu»

Das Emmental ist und bleibt ein Geheimtipp, trotz oder gerade dank der neuen «Herzschlaufe Burgdorf», die im Frühling 2021 eröffnet wurde. Die Rundstrecke über 90km hat das Zeug zum Klassiker. Die beiden Tagesetappen ab der stolzen Schlossstadt Burgdorf bieten Emmental pur und verzaubern durch kaum bekannte Gefilde. Der Ostast führt in die «Wynigenberge» einer Höhenlage mit Blick auf Alpen und Jura. Und der Westast bietet einsame Kretenlagen mit Ausblicken bis zum Neuenburgersee. Was wosch no meh?

2023 - Eröffnung 499 und 699

Mit den beiden Herzschlaufen «Langnau» (499) und «Gotthelf» (699) tritt man definitiv in den «Hügu Himu» ein. Rechtzeitig zum Jubiläum der Herzroute wurde dem Emmental die Krone als schönste Radwandergegend der Welt aufgesetzt. Die beiden Rundstrecken schwelgen in den Hügeln, aber auch in den reichhaltigen Zeugen der Kultur, die das Emmental bis heute prägen: glückliche Kühe, majestätische Bauernhäuser und verführerische Nachspeisen machen diese Touren zu einem opulenten Erlebnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

2023 - 20 JAHRE

Am 1. Juli war es soweit: 99 Alphornbläser fanden sich auf der Wiese mit Bergblick ein und zelebrierten einen unvergesslichen Moment der Feierlichkeit. Dazu gab es einfühlsame Reden, heisse Würste und ein ganzes Dörfli voller Überraschungen aus der Welt der Herzroute und ihren Partnern. Und während draussen die Herz-Chilbi-tobte, wurde im inneren das literarisch-gwitzte Buch zur Herzroute vorgestellt: ein Meisterwerk der Erzählkunst und hügeligen Abenteuer zwischen Rorschach und Lausanne.